Fragt man Passanten auf der Straße wo die Kanalinseln liegen, erntet man meist verwunderte Blicke. Die wildesten Spekulationen kommen auf, obwohl die Antwort doch so naheliegend ist. Mitten im Ärmelkanal, zwischen Frankreich und England, verstecken sich diese kleinen Schmuckstücke. Bis heute “verirren” sich nur eine Hand voll Urlauber hierher und genau das trägt zum unverwechselbaren Charme bei.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf Jersey, neben Guernsey eine der beiden “großen” Inseln. Groß liegt in diesem Falle im Auge des Betrachters! Vergleicht man das komplette Eiland mit Berlin, ist es höchstens die Ausdehnung eines einzigen Stadtviertels. Sieht man sich aber auf den winzigen Nebeninseln um, wird Jersey bald zum Big Player.
Stellt sich also die Frage – was macht diese Insel aus? Wer genau sollte hier demnächst Urlaub machen und weshalb? Des Rätsels Lösung ist nicht schwer.
Jersey ist für all diejenigen perfekt geeignet, die gerne in der Natur sind. Die es lieben das Schauspiel von Ebbe und Flut zu verfolgen. Die ein breites Lächeln im Gesicht haben, wenn die die Wirtin ein knappes Pfund Clotted Cream auf einen einzigen Scone packt und sich anschließend die karierte Schürze glatt streicht. Die sich abseits der Massen einfach einmal treiben lassen wollen…
Video: Jersey: beschauliche Kanal-Insel
Genau das geht auf Jersey nämlich besonders gut: sich treiben lassen
Der einzig größere, bzw. nennenswerte Ort der Insel ist St. Helier im Süden. Herzstück und Verkehrsknotenpunkt schlechthin ist der Hafen mit angrenzendem Busbahnhof.
Der Trick ist folgender:
Jede Buslinie fährt strahlenförmig über die Insel und das Tolle dabei – egal wo man einsteigt wird man nie länger als 45 Minuten bis zum anderen Ende bzw. der letzten Station brauchen. Hier beginnt auch das “sich treiben lassen”.
Nicht selten kann man ein Gespräch wie dieses bei Gästen mitverfolgen: “Welcher Bus kommt als nächster?” – “Die gelbe Linie 12” – “Kennen wir die schon?” – “Lass sie uns doch einfach ausprobieren. Wenn es uns nicht gefällt, sind wir ja in einer guten Stunde schon zurück”…
Für uns Deutsche klingt diese Herangehensweise erst einmal ungewöhnlich, aber man sollte es versuchen! Binnen weniger Tage ist man gänzlich entschleunigt und mit Sicherheit frisch verliebt. Verliebt in die Natur, die kleinen Häuser (die ein wenig aussehen wie das Auenland der Hobbits), die wunderschönen Buchten, das leckere Essen und vor allem auch in die Menschen selbst.
Es ist schier unfassbar, mit welcher Lebensfreude und Höflichkeit die Insulaner durchs Leben schlendern. Es ist regelrecht ansteckend. Warum auch nicht? Hier ist es einfach herrlich – wieso sollte man sich dieser Stimmung verwehren.
Bis man in dieser Stimmung ist, haben viele Urlauber aber gerne einen festen Plan. Was muss ich sehen? Was darf ich auf keinen Fall verpassen? Damit auch dieser Aspekt nicht zu kurz kommt, hier die besten Tipps für Jersey:
Picknick am Corbiere Leuchtturm
Mit der Linie 12 bzw. 12a gelangt man bequem zum berühmten Leuchtturm Corbiere. Da außer einem eher ungemütlichen Restaurant nichts vor Ort zu finden ist, sollte man bereits einen kleinen Picknick Korb vor Beginn der Tour zubereiten. Die Aussicht ist besonders am späten Nachmittag herrlich, wenn die Sonne untergeht und die Wellen gegen den Fels tosen.
Wattwürmer zählen unter der Burg von Mont Orgueil
Die blaue Linie 1 bringt einen in den Osten der Insel zur klassischen Hauptsehenswürdigkeit – dem Castle. Viel spannender ist es aber, die Zeit abzuwarten bis zur Ebbe. Da der Tidenhub bis zu 12 Meter beträgt, ist die Landschaft wie verwandelt. Unzählige Fischerbote liegen schläfrig in der Bucht und animieren besonders Kinder zum Spielen und Toben.
Romantischer Spaziergang durch Reg’s Garden
“Jersey Lavender” kennen die Meisten, aber was ist mit der direkten Nachbarschaft? Die Linie 15 bringt einen bis St. Brelade, danach hilft es aber nur noch den Schildern zu folgen oder sich durchzufragen. Reg’s Garden ist einer der verträumtesten Plätze auf der gesamten Insel. Unzählige Blumenarten, kleine Teiche und versteckte Feen-Wege machen es einmalig.
Der Clou: Die völlig überteuerten Eintritt für Jersey Lavender kann man sich sparen. Einfach 50 Meter am Gartentor weiter nach rechts schlendern und man steht mitten in den berühmten Lavendelfeldern. Hintereingang deluxe.
Titelbild: © istock.com – AndyRoland
Hannah Meier
Neueste Artikel von Hannah Meier (alle ansehen)
- Alpenbraukunst: Südtiroler Biertraditionen entdecken - 4. Juni 2024
- Wanderwege mit Wow-Effekt: Aufregende Routen weltweit - 24. April 2024
- Monte Conero – eine zauberhafte Urlaubsregion an der italienischen Adria - 13. März 2024