Jakutsk – Die kälteste Großstadt der Welt

Sibirien und die kältesten Orte der Welt

Wer in den Sommermonaten in Jakutsk weilt und auf dem Thermometer Temperaturen von 30 Grad und mehr abliest, sollte sich nicht täuschen lassen: Die Metropole im sibirischen Nirgendwo ist eiskalt. Temperaturen von -50 Grad stehen an der Tagesordnung und lassen heißes Wasser in der Luft gefrieren!

Von einer Großstadt ohne Fernstraße

Jakutsk liegt an der Lena. Jener mächtige Strom ist unvorstellbare 4294 Kilometer lang und friert in den kalten Wintermonaten nicht selten zu. Dann ist die Stadt von allen Überlandstraßen des russischen Riesenreichs abgeschnitten. Denn: Die Fernstraße M56 endet am gegenüberliegenden Lena-Ufer und setzt sich via Autofähre in die City fort.

Schwimmen dicke Eisschollen auf dem Fluss, stellt der Fährmann seine Dienste ein. Besuchen Reisende die sibirische Metropole zu jener Zeit, müssen sie sich warm anziehen! Das Stadtzentrum liegt rund 700 Kilometer vom sogenannten Kältepol in Oimjakon entfernt. Dort verzeichnen Meteorologen regelmäßig Temperaturen um die minus 60 Grad. Der tiefste jemals gemessene Wert lag bei minus 67,8 GradWeltrekord!

Dies macht sich natürlich auch in Jakutsk bemerkbar: Herrschen wieder einmal -50 Grad Kälte, laufen die Motoren der Linienbusse, Privatautos und LKWs die ganze Nacht. Einmal die Zündung abgestellt – der Jeep würde bis zum nächsten Frühjahr nicht mehr anspringen!

Video: Wasser gefriert in der Luft

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Vom Ostrog zur Plattenbauikone – Jakutsk

Im 17. Jahrhundert begannen sich erstmals Menschen auf dem heutigen Stadtgebiet anzusiedeln. Sie fürchteten die Bären, Wölfe und anderen wilden Tiere, die sich in den Wäldern Sibiriens herumtrieben und umgaben ihre neue Heimat deshalb mit einer bis zu sechs Meter hohen Holzmauer.

Derartige Dörfer nannten die Goldsucher, Fallensteller und Entdecker „Ostrog„. Die russische Bezeichnung rührt vom Wort „strogat“ für „schnitzen“ her. Die Wehrtürme, Palisadenwände und Behausungen waren kunstvoll verziert. Freilich hat sich das Antlitz Jakutsks seither extrem gewandelt. Nicht mehr filigrane Holzschnitzereien dominieren es; dieser Tage besteht die Metropole hauptsächlich aus auf Stelzen thronenden Plattenbausiedlungen.

Diese ungewöhnliche Architektur findet ihre Begründung in der einzigartigen geografischen Lage der Häuserzeilen. Würden die Arbeiter die Bauten unmittelbar auf dem Permafrostboden errichten, taut dieser auf. Die Heizungen in den Wohnungen brächten das Eis zum schmelzen, das Erdreich gäbe nach und die Häuser würden in Schieflage geraten.

Sehenswertes mitten in der sibirischen Taigagefrorener bart

Alexander Sergejewitsch Puschkin stand Pate für das renommierte Theater der Stadt. Das im sowjetischen Zuckerbäckerbaustil errichtete Gebäude lädt allabendlich zu faszinierenden Aufführungen ein und wird zurecht als das Kulturhaupt Sibiriens bezeichnet. Auch wenn ausschließlich in russischer Sprache gespielt wird – jedem Reisenden sei ein Besuch ans Herz gelegt.

Das „Väterchen Frost“ die wichtigste Instanz in Jakutsk ist, erfahren Naturinteressierte im „Königreich des Permafrosts“. Das ungewöhnliche Museum liegt im steinhart gefrorenen Erdreich und ermöglicht durch zauberhafte Eiskreationen zu wandeln. Ästhetik und Kettensägen scheinen auf den ersten Blick unvereinbar – die funkelnden, kalten Skulpturen in den Ausstellungsstollen beweisen das Gegenteil.

Nächstes Highlight der Stadt ist das weltweit einzige Maultrommel-Museum. Die sogenannten „Khomus“ spielen eine wichtige Rolle in der traditionellen, regionalen Musik und werden auch noch heute von vielen Bewohnern der Lena-Ufer beherrscht. Die Schamanen beschworen damit dereinst die guten Geister und verwendeten das Instrument auch zur Heilung oder um meditative Zustände zu erreichen.

Reiseratgeber

Frost, Fichten und ein Fluss

Jakutsk schafft es trotz seiner Temperaturen charmant zu sein und die Lena präsentiert sich entgegen ihrer mächtigen Fluten als überaus beschaulich. Auch wenn sich die Einheimischen und Besucher der Stadt umgeben von endlosen Wäldern verloren fühlen könnten – Sibiriens Kapitale ist so anheimelnd wie gastfreundlich!

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Titelbild: ©iStock.com/KamaletdinovRinat
Textbild: ©iStock.com/RobThomson

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Hannah Meier

Hannah Meier, 28 Jahre alt, aus Duisburg. Redakteurin auf entdeckungsreisen.org

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