Durchquert die Transsibirische Eisenbahn den Bauch des russischen Riesenreichs, erscheint die Landschaft nicht selten als Standbild. Undurchdringliche Wälder und endlose Steppen ziehen vorüber und die Passagiere werden glauben irgendwo zwischen Berlin und Ulan Bator die Zeit verloren zu haben.
- Vier Kapitalen und unendliche Weiten
- Video: Von Berlin nach Peking mit der Transsibirischen Eisenbahn (10.000km)
- Ein mächtiger Fluss und geschäftstüchtige Damen
- Kulinarisches zwischendurch
- Top 10 Statistik über die Länge des Eisenbahnnetzes in ausgewählten Ländern
- Zwischen dem Baikalsee und Ulan Bator
Vier Kapitalen und unendliche Weiten
Die Transsibirische Eisenbahn verlässt den Hauptbahnhof in Berlin und steuert gemächlich über die polnische Grenze gen Warschau. Polens Hauptstadt gilt dem Westen als Osten und dem Osten als Westen und so verheddern sich die Reisenden schon jetzt zwischen heute und morgen.
Über Minsk schlängeln sich die Gleise auf Moskau zu und nähert sich der Zug der Millionenmetropole, werden die winzigen Bauerndörfer zu kleinen Vorstädten und jene wiederum zu Plattenbausiedlungen in der Peripherie.
Am Jaroslawler Bahnhof ist der Kilometer Null der Transsibirischen Eisenbahn dereinst ausgerufen worden. Noch heute fungiert der Kopfbahnhof als einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Russlands. Bevor sich die Reisenden gen Sibirien aufmachen, verlocken Moskaus Wahrzeichen zu einem Besuch.
Der Rote Platz mitsamt der bunten Basilius-Kathedrale und dem Lenin-Mausoleum gehören zu den populärsten Bauwerken weltweit und müssen nur dem Kreml in puncto internationaler Berühmtheit den Vortritt lassen. Das pulsierende Treiben Moskaus hinter sich lassend, erreichen die Zugpassagiere rasch nach der Abfahrt die Endlosigkeit Russlands. Immer seltener tauchen nun Dörfer entlang der Gleise auf.
Video: Von Berlin nach Peking mit der Transsibirischen Eisenbahn (10.000km)
Ein mächtiger Fluss und geschäftstüchtige Damen
Mit der Wolga erreicht die Transsibirische Eisenbahn den wasserreichsten Strom westlich des Urals. Der breite Fluss fließt unter den Wagons behäbig gen Kaspisches Meer und verschwindet funkelnd hinter dem Horizont.
Nachdem die längste Eisenbahnlinie der Erde ihren Weg nach Jekaterinburg gefunden hat, steuert sie auf Omsk zu. Die 1,5 Millionenstadt ist eine der wichtigsten Metropolen Sibiriens und verlockt zu einem kleinen Bummel.
Die große goldene Kuppel der Mariä-Entschlafens-Kathedrale erblicken die Reisenden bereits aus der Ferne und das grünlich leuchtende Schauspielhaus erinnert an die Herrschaft der Zaren. Wie an allen Bahnhöfen entlang der Transsibirischen Eisenbahn, so warten auch in Omsk die Babuschkas.
Kulinarisches zwischendurch
Die älteren Damen wissen exakt über die Fahrpläne der Züge Bescheid und bieten an jeder Station ihre selbstgekochten Leckereien zum Verkauf an. Obwohl die Passagier der „Transsib“ natürlich mit Speis und Trank versorgt werden, sollten sie die Kochkünste der Babuschkas testen. Die russische Küche ist ebenso vielseitig wie geschmackvoll und die noch warmen Piroggen und Pelmeni sind ein Gaumenschmaus.
Top 10 Statistik über die Länge des Eisenbahnnetzes in ausgewählten Ländern
Länge des Eisenbahnnetzes in ausgewählten Ländern 2012 | |
---|---|
Länge in Kilometern | |
EU | 461.096 |
USA | 224.791 |
Russland | 87.157 |
China | 86.000 |
Indien | 63.974 |
Kanada | 46.552 |
Deutschland | 41.981 |
Australien | 38.445 |
Argentinien | 36.966 |
Frankreich | 29.640 |
Quelle: CIA © Statista 2014
Zwischen dem Baikalsee und Ulan Bator
Verschwinden die Häuserzeilen von Irkutsk langsam hinter dem Horizont, taucht urplötzlich der Baikalsee vor den Panoramafenstern auf. Der älteste und gleichzeitig mit über 1600 Metern tiefste Süßwassersee des Globus verfügt über eine üppige Flora und Fauna. Mit etwas Glück können vom Zug aus die endemischen Baikalrobben bestaunt werden. Als einzige Robbenspezies kommt nur sie tausende Kilometer vom Ozean entfernt vor.
Nachdem es ab Moskau ausschließlich gen Osten ging, biegt die Transsibirische Eisenbahn nun Richtung Süden ab und rollt gemächlich auf die mongolische Grenze zu. Das Reich des Dschingis Khan begrüßt die Passagiere mit baumlosen Ebenen und der Faszination des Nichts. Jurten lassen sich mancherorts neben den Schienen ausmachen – ansonsten erscheint dieses Land menschenleer.
Erst die Einfahrt in die Hauptstadt Ulan Bator verändert das Bild über die Mongolei. Knapp die Hälfte der Landesbevölkerung lebt in und um die Kapitale. Zu den Must-Sees gehört das buddhistische Gandan-Kloster. Weiteres Highlight Ulan Bators ist der Winterpalast des Bogd Khan. Das Museum zeigt die prunkvollen sechs Tempelanlagen, zu denen vormals nur der mongolische Herrscher Zutritt hatte.
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Hannah Meier
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