Wird sich für einen Besuch der Gebirgsstadt entschieden, sollte nach Möglichkeit nicht die bequeme Bahnfahrt unternommen werden. Nur wer dem alten Inka-Pfad folgt, vermag die Mystik und das sagenumwobene Flair Machu Picchus zu erfühlen und mit allen Sinnen in das Leben des südamerikanischen Volksstamms einzutauchen.
Von Cusco durchs Urubambatal: Vier Tage Inkatrail
82 Kilometer hinter Cusco, genauer gesagt am Bahngleis gen Aguas Calientes, beginnt die wohl bekannteste Inka-Straße. Schon im Mittelalter verkehrten auf den für damalige Verhältnisse hervorragend ausgebauten Wegen tausende Lastenträger, Nachrichtenübermittler und Bedienstete des Königshofes.
Auch der Inka-Herrscher Pachacútec, der angeblich für die Errichtung Machu Picchus verantwortlich war, reiste auf jenem Pfad in die Stadt. Drei bis vier Tage brauchen sportliche, bergaffine Touristen, um sich das wunderschöne und wilde Urubambatal zu erwandern. Steile Felswände, wuchtige Vorsprünge und die reißenden Wogen des Urubamba begleiten die Trekkingtour. In ausgewiesenen Camps wird übernachtet und der samtblaue Nachthimmel bestaunt – das Kreuz des Südens strahlt über den Andengipfeln um einiges heller als an den Küsten. Irgendwann lichten sich die Wälder zunehmend und über einen Bergsattel kletternd, liegt sie urplötzlich vor den Reisenden: Die Ruinenstadt Machu Picchu weitet sich in ihrer ganzen Pracht!
Welterbestätte, Weltwunder, Nabel der Inkawelt
Machu Picchu versteckt sich auf 2360 Metern Höhe an einem unzugänglich wirkenden Felsen. Warum die Inkas im vermutlich 15. Jahrhundert genau an dieser Stelle eine Stadt errichteten, ist bis dato ungeklärt. Es existieren weder Aufzeichnungen noch Pläne der geschickten, erfindungsreichen Baumeister. Inschriften und andere Zeugnisse fehlen überdies komplett. War Machu Picchu eine Opferstätte? Verbrachte das Herrscherhaus hier seine Sommerfrische oder kamen die Menschen nur an gewissen Tagen des Jahres her, um eine Festivität, ein ganz bestimmtes Ereignis wie die Sommersonnwende zu zelebrieren?
Noch immer tappen die Wissenschaftler im Dunkeln – ein Fakt, der die Beliebtheit und die magische Anziehungskraft dieses Ortes zusätzlich erhöht hat. Niemand weiß warum Macchu Picchu existiert, aber dass es einer der schönsten von Menschenhand geschaffenen Orte dieser Erde ist, bleibt unbestritten. Daher gehört die Ruinenmetropole seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe und fungiert als wichtigste Sehenswürdigkeit ganz Südamerikas.
Ein Gesamtkunstwerk inmitten der Anden
Die terrassenförmige Anlage der Stadt löste ein wichtiges logistisches Problem der Inkas: Weil die bis zu 1000 Menschen, die in Machu Picchu lebten, selbstverständlich mit Wasser versorgt werden mussten und auch die Felder zu bestellen waren, legten die mittelalterlichen Baumeister ein ausgeklügeltes Frisch- und Abwasserkanalsystem an. Noch heute könnten die Steinrinnen das Regenwasser speichern und das Brauchwasser aus den Häusern leiten.
Weil die Stadt inmitten eines erdbebengefährdeten Gebietes steht, ließen sich die Inkas etwas Besonders einfallen: Sie legten die Steine nicht aufeinander und verbanden sie keineswegs mit Mörtel – nein, sie steckten sie geschickt ineinander und passten sie mittels Hammer so exakt an, dass die Ruinen noch immer als erdbebensicher und quasi unverwüstlich gelten. Den besten Blick auf das Ausgrabungsfeld genießen Touristen vom benachbarten Huayna Picchu aus. Rund eine Stunde benötigen die Besucher um die 2701 Meter hohe Erhebung zu erklimmen. Wenn möglich, sollte sich in den frühen Morgenstunden auf dem Gipfel eingefunden werden – der Sonnenaufgang ist phänomenal!
Machu Picchu: Das Vermächtnis der Inkas
Obwohl der Volksstamm längst ausgestorben ist, erzählen die Ruinen der bergigen Metropole von Reichtum, handwerklichem Geschick und einem unglaublichen Wissen über die Natur und deren Abläufe. Wer sich auf den Weg in die Anden macht, wird den Geist der Inkas atmen!
Titelbild: © istock.com – Queserasera
Textbild: © istock.com – fotoguy22
Hannah Meier
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